Das Fischerdenkmal des ,,Forellenmachers" Stephan Ludwig Jacobi (1711 – 1784)

Der Heimatforscher und Autor Walter Otto aus Kalletal Hohenhausen betrachtet hier das historische Umfeld zu der Stephan Ludwig Jakobi Denkmalanlage in Hohenhausen

Ein Denkmal ist ein erhaltungswürdiger Gegenstand der Kunst, Geschichte und Natur, aus besonderen Anlässen entstanden und meist zur Erinnerung an eine Person oder ein Ereignis in Form eines Gedenksteines, einer Inschrift errichtet.

Abbildung: Das Denkmal des ,,alten Jacobi" mit seinem Schöpfer - in respektvoller Entfernung einige Betrachter, die beim Aufschichten der ,,Kieserlinge" tatkräftig mit geholfen haben.

Seit dem 4.Juli 1896 steht auf einer künstlich angelegten Halbinsel in dem ,,kleinen Moorgrund" das sogenannte ,,Fischerdenkmal am Dreh". Durch Straßenbaumaßnahmen ist die Halbinsel heute nicht mehr erkennbar. Es ist das einzige Denkmal im Ort Hohenhausen, das nicht zerstört, versetzt oder in alle Winde verstreut wurde; das aber im Jahre 1953 vom umwucherten Efeu befreit und von Grund auf erneuert wurde. Ein Findling bezeugt die gelungene Erneuerung des Denkmals mit der Inschrift: ,,Erneuert 1953 LUFTKURORT HOHENHAUSEN". Um das Jacobi - Denkmal noch mehr herauszuheben, ließ die noch junge ,,Großgemeinde Kalletal" Ende November 1970 ein Wasserbecken mit einem Geysir installieren, von dem aus zudem ein Unterwasserscheinwerfer das Denkmal bei Einbruch der Dunkelheit anstrahlte. Die Vereinsgemeinschaft Hohenhausen hatte bekanntlich für diese neue Anlage 2500 DM zur Verfügung gestellt.

Das Denkmal ist errichtet aus Findlingen des Baches und der Wiesen, die durch Zement zusammen-gehalten werden. Die ,,Kieserling" kamen mit den Gletschern der Saaleeiszeit aus Smaland (Schweden) und den Alandinseln (Finnland) in die Täler und Wiesen der Bachläufe des Kalletales. In der Mitte des Denkmales nach der Chaussee (heute Bundesstraße 238, auch Lemgoerstraße) ist eine Nachbildung des Jacobischen Wappens angebracht; der Schlußstein oben auf dem Denkmal ist von dem Steinmetz Kemper in Lemgo geformt worden und mit der Inschrift versehen:

DEM BEGRÜNDER

DER KÜNSTLICHEN FISCHZUCHT

STEPHAN LUDWIG JACOBI

GEB. HOHENHAUSEN 1711

GEST. DASELBST 1784.

DIE DEUTSCHEN FISCHEREI - VEREINE

Die Errichtung des Denkmals war vom IV. Deutschen Fischereirat in Berlin am 28.Mai 1896 beschlossen und vom ,,Lippe'schen Fischerei - Verein" sofort abgeschlossen worden. Zum Empfang der ,,Höchsten Herrschaften" und der auswärtigen Gäste hatte Hohenhausen zum Einweihungstag (4.Juli 1896) aufs Beste geschmückt. Die Kriegervereine waren mit Fahnen angetreten und bildeten Spalier, ebenso nahmen die Schulkinder an der Chaussee Aufstellung. An der Ehrenpforte standen das Komitee und die Ehrenjungfrauen. Das ,,Hohe Regentenpaar" aus Detmold traf um 12 Uhr am Eingang des Dorfes ein und wurde mit Hochrufen empfangen; dann trat der Amtsgerichtsrat Ernst vor und hielt eine Begrüßungs-ansprache. Weitere Gastredner aus nah und fern kamen zu Wort, die des herrschenden Windes wegen leider nicht zur Geltung kamen. Während der Feier wurde beschlossen, eine Jacobi-Fischereigesellschaft zu gründen. Der Vorsitzende des lippischen Fischereivereins: "Wir müssen zunächst unsern Beschluß vom 4.Juli 1896 in Hohenhausen ausführen und die Arbeit Jacobis an der Kalle zum Nutzen der deutschen Fischerei wieder aufnehmen." Zur Gründung der Gesellschaft kam es am 11 Juli 1896.

Gegenstand der Gesellschaft war die fischereiliche Bewirtschaftung der Übernahme vorhandener Teichanlagen und Anlagen von neuen Fischteichen. Die Dauer der Jacobi-Gesellschaft wurde auf 25 Jahre festgelegt. Nach den Jahresberichten konnte die Gesellschaft in den ersten Jahren keinen

Überschuß erwirtschaften. Schon bald verlor man das Interesse an der Gesellschaft. Am 9.April 1925 wurde einstimmig beschlossen die Jacobi-Gesellschaft zu liquidieren.

Jacobi hat viel für die Nachwelt geleistet. Sein größter Erfolg ist die künstliche Besamung in der Fischzucht. Auf seinem Besitztum schuf dieser außerordentliche gebildete und kluge wie auch erfinderische Landwirt viele nützliche Einrichtungen, die dann auch vielfach Nachahmung fanden. Seine Fischteiche benutzte er abwechselnd als Teiche und Kohlgärten. Besonders war der obere Mühlenteich von dem Wechsel betroffen. Er wurde seit der Verlegung des Hofes und Mühle (molendino superiori), was um 1687 geschah, ausschließlich als Karpfenteich genutzt. Die übrigen 12 Behälter und 2 Teiche war der Forellen- und Lachszucht vorbehalten. Schon vor Jacobis Zeiten war die Karpfenteichwirtschaft bei den lippischen Landwirten von Bedeutung, denn ein Hinweis gibt uns das Salbuch der Vogtei Heiden von 1642/44. Keine allzu große Notiz nahmen seine Zeitgenossen von der künstlichen Besamung der Forellen-u.Lachseiern, trotzdem Jacobi die Entdeckungen im ,,Hannoverisches Magazin" (1765,62. Stück) und in den ,,Lippischen Intelligenzblättern" (1768,44. u.45. Stück) veröffentlicht hatte. Sein Sohn Gerlach Jacobi führte zwar die Fischzucht bis nach den Befreiungskriegen fort, aber durch das für den Chausseebau im Jahre 1846 abgetretene Terrain versumpfte auch sie.

Jacobi stellte nebenbei auf seinem Hof Apfelessig her. Zu diesem Zweck ließ er ein Haus mit einem Keller bauen, den sogenannten Essigkeller. Seine naturwissenschaftlichen Kenntnisse verwandte er dazu Obstweine, Liköre und Quetschenschnaps (Kalletaler Schluck!!) herzustellen.

Bei all seinen Tüfteleien und Versuchen gelang es ihm, mehrere Erfindungen von Bedeutung zu machen, die in seinen Aufzeichnungen und Veröffentlichungen nachzulesen sind. Die Bega- und Werreregulierung bei Schötmar und Salzuflen sind nach seinen Planen und unter seiner Aufsicht durchgeführt, um die Überschwemmungen auf den Wiesen und Feldern zu mindern. Weitere ,,nützliche Werke" konnte er nicht realisieren, da er immer auf bessere Zeiten hoffte, seine finanzielle Lage, die in Schwierigkeiten steckte, zu verbessern.

Vieles hat sich nach dem Tod des Landeshauptmannes der hiesigen Miliz Stephan Ludwig Jacobi geändert. In den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts ist das Gut (sprich Großkötterhof)

verpachtet, verkauft und am Ende des 19. Jahrhunderts ,,vereinzelt" worden. Legendenumwoben und voller Verhängnisse, von ,,Eichmeier's Frittchen" über H.B. Stapelage bis hin zum ,,A.Monsieur le Forellenmaker in Deutskland", ist das Sippenschicksal der Jacobis gewesen.

Noch jammervoller: Der letzte der Erben, Jacobis Enkelsohn (10 Jahre), erschoß durch einen unglücklichen Schuß im Oktober 1813 seinen älteren Bruder (13 Jahre). Der Schütze soll einem Gerücht zur Folge sein Unglück mit dem Freitod besiegelt haben, das nicht wahr ist, er zog die Auswanderung im Jahre 1845 nach Illinois vor. Die letzte weibliche Nachkommin und W.Kirchner verkauften in den Jahren 1847 - 1852 meistbietend die Immobilien des Jacobischen Hofes in fremde Hande, - das war das Ende. Die Wegebezeichnung ,,An Jacobis Hofe" und die wieder hergerichtete Teichanlage "Jacobis Mühlenteich" (Ententeich so der Volksmund) sind eng mit dem Denkmal des ,,alten Jacobi" verbunden. Es erinnert uns die Realschule, die seinen Namen trägt, und auch die Gemeinde Kalletal, die einen schwimmenden Fisch im Schilde führt, an den Tüftler und Erfinder Stephan Ludwig Jacobi.

Übrigens das Wappensymbol der Altgemeinde Hohenhausen, eine nach links springende silbern Forelle und als Kernelement die lippische Rose, übernahm der Heimat- und Verkehrsverein e.V. Hohenhausen.

Zur Geschichte der alten Jacobischen Mühle und Mühlenteich (heute Ententeich) ist einiges zu

sagen. Die obere Mühle - Molendino superiori in Hodenhusen - wird am 25.02.1328 in einer Pergamenturkunde zum ersten Mal genannt. In einer weiteren Urkunde wird der Mühlenteich mit erwähnt. "Am 11.11.1350 überträgt der Knappe Jordan von Kalldorf der Priorin und dem Konvent der Jungfrauen bei Unserer lieben Frau auf der Neustadt Lemgo seine Mühle zu Hohenhausen mit dem Teich dabei als sein freies Erbe zum Seelgerät für sich, seine Frau und seine Eltern:. Siegler: Der Aussteller."

Der ehemalige Standort der ,,Oberen Mühle" mit dem Teich ist ebenso von Jacobis Hand im Plan eingezeichnet. Die Mühle stand dort wo heute das Gebäude an der Lemgoerstr.Nr.52 steht. Der Mühlenteich bekam seine ursprüngliche Örtlichkeit, da er zirka 100 Jahre versumpft war, in den 70er Jahren zurück.

Quellennachweis: Staatsarchiv Detmold: D 73 Tit.5 Nr.1713; L 1 E XVIIIH/ 19 Nr.1 u.2.

Zahlreiche Autoren haben sich mit der Biographie der S.L.Jacobi, seiner Fischzuchtmethode und seinen zahlreichen Erfindungen befaßt. Besonders hervorzuheben ist das historisch verständliche Buch von P.F.Meyer-Warden, 1972: ,,Stephan Ludwig Jacobi Begründer der künstlichen Besamung in der Fischzucht", das für die Naturwissenschaft sowie für die moderne Tierzucht und nicht zu vergessen für die Fischerei von hohem Wert ist.

Abbildung: Jacobis Anwesen (dunkel getönt).

Teilstück aus dem Abriß (Plan) Jacobis. Die eingezeichneten Gebäude des Hofes und Teiche sind nicht

getönt. Der Abriß wurde für die Landwirte Korfesmeier und Kordhankemeier angestrengten Prozeß maßgerecht gezeichnet und mit vielen Erklärungen und Anmerkungen von

seiner Hand versehen: ,, Das vom Jacobi Hof zu Hohenhausen nach der Gegend Harkemissen, Eichholz, Lichtensberg, Bentrup und dem Brandenburgischen hinlaufend, sogenannten Mühlenweges, nebst beyläufiger abzeichnung Derer Wege, Fußsteigen und anderen Stücken, welche inansehung (des von Korfs - Hanken und Kordhankenmever zu Hohenhausen und mit dem Lieut: .jacobi daselbsten, dieses Weges halben Proces auf gewiße weise einbeziehen haben. Hohenhausen den 12.juny 1752 S.L.jacobi.

Abbildung: Das Denkmal des ,,alten Jacobi" mit seinem Schöpfer - in respektvoller Entfernung einige Betrachter, die beim Aufschichten der ,,Kieserlinge" tatkräftig mit geholfen haben.